MEDICINA 3

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Johann Jacob Engel[1] Késmárk[2] szabad királyi város főorvosának 1785. március 23-án a városi magisztrátushoz, mint középszintű törvényhatósághoz küldött, az 1784. évre vonatkozó egészségügyi jelentése

(Magyar Nemzeti Levéltár Országos Levéltára C 66 [Helytartótanácsi Levéltár, Departamentum Sanitatis] 86. cs. 1. kf. 35-50. pag. /1785.)

REGESZTA

A 18. század második felében a modern állam bürokratikus szervezetrendszérenek kialakítása keretében fokozatosan kiépülő (köz)egészségügyi szakadminisztráció részeként a Magyar Királyság területén új episztémikus műfaj, s egyszersmind intellektuális gyakorlat jelent meg. A törvényhatósági főorvosok egymás közötti, a birodalmi és országos szakhivatalok közötti információ- és tudásmegosztás új textuális eszközét jelentő egészségügyi jelentéseikben havonkénti bontásban, a tárgyévre vonatkozó naponkénti feljegyzéseket retrospektíve összegve adtak számot az adott hónapra jellemző klimatikus viszonyokról, különböző természetű betegségekről, azok lefolyásáról, az alkalmazott terápiaformákról. A tartalmi elemek rendszerezése, az írásmód standardjainak kialakítása tekintetében a jelentési rendszer valójában II. József időszakában kezdett igazán szakszerűen működni. Az adott törvényhatóság orvosának felkészültsége, elhivatottsága, az alkalmazott megfigyelési kategóriák és lejegyzési rendszerek függvényében azonban jelentős lokális különbségek figyelhetőek meg. A közölt két jelentés az egészségügyi-jelentésírás különböző értelmezésére kínál jellemző példát.


Dienst-schuldiger Einbericht über die Gesundheits-Sache Einer königl[ichen] freyen Stadt Käyßmark fürs lezt abgewichene 1784ste Jahr Löblicher Stadt-Magistrat!

|: Es hat Einem Erhabenen Königl[ichen] Staathalterey-Rath gefallen, unter dem 7ten Juny lezt verflossenen 1784sten Jahres anbefehlen: was maßen Physici verpflichtet seyn sollen jährliche Berichte, über die Gesundheits-Sache, Ihrer Ihnen anvertrauten Gegenden, einzusenden. Um demnach dieser meiner Schuldigkeit, eine gehorsambste Genüge zu leisten, liefere folgende Anmerkungen: so wie ich selbige aus meinem gewöhnliche Tage-Buche dieses Jahr-Ganges, nach der Reyhe herausgezogen habe. :|

|: Monath Januarius

obgedachten 1784sten Jahres war außerst kalt. Noch selten hatten wir derley Kälte, in unseren ohnehin schon rauhen Carpatischen Gegenden verspühret. Der 5te, 6te, 7te u[nd] 8te Tag dieses Monaths war so dringend kalt: daß die grimmige Kälte bey nahe den stärkesten Grad ihrer Möglichkeit zu erreichen geschienen. Nach Verlauf dieser Tage schien selbige zwar wider in etwas minder zu werden, gegen den 25sten aber erreichte diese trokene Kälte, unter hefftig tobenden Nordwinden, wider ihre vorige Stuffen, und dauerte so fort bis zu Ende des Monaths. Alles gefror: selbst die sonst freyen Vögel, unter dem Himmel, schienen sich in unserer Haußer Schaarenweis zu flüchten. :|

|: Wie konnte es demnach anders seyn, als daß sich der Zeit haufige und fettige Entzündungs-Krankheiten anspinnen mußten. Bekandt ists ohnehin, daß unsere Bürger, durch Arbeit und Fleiß in Ihren Berufs-Geschäften, abgehärtete Knochen und Faßern haben: Auch dies ist bekandt: daß nicht wenige deren starke Tokayer-Gebürge-Weine und Brandwein lieben. Druckt diese nun eine ungewohnte Kälte, so wirket selbige gewiß stärker und nachdrüklicher auf diese, als andere, die unter einem milderem Himmels-Strich leben. :|

|: Catharr-Fieber, Hußten, Seiten-Stiche, Lungen-Entzündungen, Glieder-Brechen, Augen-Ohren-Weh, verschiedene Gicht-Schmerzen, alles vom entzündeten Blute, kamen dermahlen so haufig vor, als man sichs nur immer vorstellen kan. Sehr viele erkrankten, schnell, plözlich, gefährlich; doch sturben nur sehr wenige. :|

|: Fast allen, so viele nehmlich deren erkrankten, mußte die Ader öfnen lassen: sehr vielen auch zu widerhohlten mahlen: je nachdem der Pulß voll, stark oder hart, das Fieber heftig, und der Schmerz dringend war. :| |: Viele lauwarme verdünnende Getränke, durch welche das stokende Blut Flüßiger, die vesten Theile hingegen nachgiebiger gemacht wurden, thaten hiernächst die ersprießlichsten Dienste. Hierzu kamen so dann noch, auch außerlich Erweichende, zertheilende Mittel: die meistens, um den armen Burger mit vielen Apotheken-Unkosten zu verschonen, aus gemeinem Hauß-Vorrath herzu nehmen wußte. :|

|: Holder-Bluth, oder Chamillen-Blumen-Thee, Gerstel-Wasser, abgekochter Lein-Kuchen, mit etwas Essig und Honig versezet, sind hier sehr nüzliche Getränke gewesen. Aus frischen Lein-Saamen wurde Oehl gepresset: oder eine Art von Mandel-Milch gemacht, zum innerlichen Gebrauch. Zum außern wurden aus Lein-Kuchen, mit Milch und Seyfen, Umschläge bereitet: oder, wo nöthig, Clystire davon abgekochet. Den gemeinen Wasser-Dampf, mit oder ohne Essig nuzte auf außere schmerzhaffte Theile zu leiten: oder allenfalls derselben durch den Mund in die Brust ein hauchen zu lassen: das lauwarme Wasser selbst sehr offt, zu nöthige Fuß-Bäder. :|

Monaths Februarius

schien anfänglich die harte Kälte ersteren Monaths fortsezen zu wollen; doch erhob sich mit einmahl jener Wind von Mittag, und es wurde alles bald linder. Den 7ten u[nd] 8ten hatten wir reichlichen warmen Regen: der Schnee fing an zu schmelzen, und die Rest gefrorene Erde in etwas aufzuthauen. Folgende Täge grif die Kälte von neuen wider an; hielt aber nicht lange aus: so zwar, daß bis zum Ende des ganzen Monaths, bald frostige, bald wider lindere Witterung, durcheinander beständig abwechßelten.

Die vielen Entzündungs Krankheiten vorigen Monaths hielten auch diesen Monath noch immer fort an: ja es schien, als würden deren noch immer mehrere.

|: Die gewöhnliche Faschings-Lußtbarkeiten, trugen hierzu nicht wenig bey. Man sehe doch, wie manche so ganz unbekümmert um ihre Gesundheit, mit völlig erhizten Leib, die Kleider von sich wegwerfen: wie manche mit wallendem Blute und strozenden Lungen-Adern, den kältesten Trunk in sich giessen: wie manche so dann, aus toller Kühlungs-Begierde, den schweißigsten Cörper so gar aufs flache Eyß hinstreben. Was Wunder so dann, wann Sie die schönsten, hoffnungs-vollesten Jünglinge, wie abblühende Roßen verwelken? :|

Vorzüglich merkte man diesen Monath hindurch mehrere Brust-Entzündungen: es mußte der beständige Wechßel bald kühlerer und schwererer, bald linderer und leichterer Luft, daran die meiste Ursach seyn.

Der Catharral Hußten besonders, nahm dermahlen so überhand, daß nur sehr wenige davon frey geblieben.

Das gemeine, aber sehr übel gegründete Vorurtheil, vermöge welchen man glaubet: im Catharr seye durchaus nicht Ader zu lassen, brachte viele so weit: daß da sie endlich lang und lang, und immer hefftiger hußteten, leztlich entweder mit Blut-Hußten, oder gar mit unheilbaren Lungensucht befallen wurden.

Freylich giebts Umstände, da man auch bey Entzündungs-Catharr nicht Blut lassen darf. Man merkte besonders jenen Zeit-Punkt, da der gewöhnliche Auswurf schon bereits dik, reif und verkocht geworden, auch mit viel leichterer Mühe herausgebracht wird. Ferner giebts auch sehr offt solche Catharre, Schnupfen, gewaltiges Hußten, die mehrere mahle blos aus denen Unreinigkeiten des Magens und derer Gedärme ihren ersten Ursprung nehmen. Auch hier ist das Aderlassen höchst nachtheilig: doch soll immer ein vernünfftiger Arzt hierüber zu Rathe gezogen werden, und dessens Sache ists, zu bestimmen, was bey derley Umständen nützlich oder schädlich sey.

Uber dies noch, betrügt sehr viele auch jener gewaltige Irrthum: der Catharr seye nicht immer als Krankheit anzusehen: er wäre sehr oft mehr dienlich, als schädlich. Die bößen Folgen davon erörtern so dann spät das Gegentheil.

|: Ja was noch mehr: die Thorheit hierinnen geht bey vielen so weit: daß ichs oft selbst hören mußte: das beste Mittel wider den Catharr, wäre ein Trunk guten, jungen, süßen Wermuth-Weins. Und da den nicht alle haben können, so nehmen geminere Bürger Brandwein, den man bald mit Campfer, bald mit Terpentin, bald mit verschiedenen garstigen fetten, auch so gar mit alten, stinkenden Hunde-Schmalz /:von hießigen Scharfrichter:/ zur Medicin macht. Wie kan es da nun fehlen, als daß, da wirklich Oehl aufs Feuer gegossen wird, gräßliche Entzündungen schnell zum tödlichen Brande übergehen. :|

Meine Verfahrungs-Art, in Behandlung, dieser Zeit, grassirenden Catharr, war folgende:

1tens ließ denen meisten, die daran litten, die Ader öfnen, und nach Verhältniß der Karnkheit, auch anderer Umstände, mehr oder weniger Blut wegnehmen. So wenig man noch heut zu tage, aus der außeren Beschaffenheit des Blutes abzunehmen im Stande ist; so war doch meistens dessen Ober-Fläche mit einer recht diken und zähesten Spekk-Haut überzogen.

2tens riethe allen an: sich vor rauhe und kältere Luft hiziges Getränke, Gewürze u[nd] Fleisch-Speißen, in acht zu nehmen.

3tens trachtete hauptsächlich dahin: alle derley Patienten, zu fleißiges, lauwarmes Holder-Blumen-Thee trinken zu bringen; um dadurch theils die nöthige Ausdünstung zurück zu befordern; theils jene Entzündungs-Strahlen von der inneren Fläche deren Eingeweide, auf die Ober-Fläche der Haut heraus zu leiten. In dieser und anderer Absicht, ließ selbiger auch

4tens den lauwarmen Wasser-Dunst, mit oder ohne Essig, in die Lungen einhauchen. Laue Fuß-Bäder wurden, um Wallungen, von edleren Theilen, gegen die untern Gliedmaßen zu zu leiten, ebenfalls zu Hülfe genommen.

5tens Verordnete denen selben gewisse Brust-Pulver, zu welche der Mineralische Kermes vorzüglich gehörte.

6tens War auch nothwendig, der erzüreten Lungen-Nerwen mit beruhigenden Mitteln, auf die Nacht, zuweilen besänffigen: der gemeine Mohn-Safft, oder wilden Mohn-Blätter, als Thee gebraucht, thaten hier, in dieser Absicht, sehr nüzliche und milde Dienste.

Elenden, armen Einwohnern dieser Stadt, denen aller Vorrath gebrechen wollte, mußte noch, auf folgende besondere Art zu Hülfe eilen:

  1. Frische Butter-Milch war hier derer meisten Labßal und Arzney.
  2. Kraut-Suppen /: muria brassicae conditae :/ beförderte den bereits weisen und schon verkochten Auswurf.
  3. Haber-Suppen /: die unsere Leuthe hier Kiszszely heißen :/ hat so vortrefliche Dienste gethan, daß Viele, davon Lunge schon wirklich angefressen und verdächtig geschienen, hiedurch noch ihre gänzliche Geneßung erhielten.

Monath Martius

gab uns bis zum 20 sten eine sehr geneigte und angenehme Frühlings-Witterung. Dann aber wurde das Wetter wider unbeständig: kalte Nord-Winde und ungestümmes Schnee-Gestöber beschlossen das Ende des Monaths.

Die Catharre wüteten noch immer fort: selbst jene, die bisher frey davon geblieben, wurden dermahlen damit überfallen.

Viele wurden auch nach derley, es sey vernachläßigten, oder übel behandelten Catharr, mit wahren Lungen-Entzündungen, oder hefftigen Seiten-Stichen angegriffen.

Andere befiel aus eben nehmlicher Ursach Blut-Hußten. Die gewaltßame Anstrengung der Lungen, unter während dem heftigen Hußten zersprengte daselbst, in manchen Blut-Gefäße.

Diese Art von Blut-Hußten, die von verwundete Lunge herrührte, mußte mit allen möglichen Aufmerkßamkeit und Genauigkeit behandelt werden, um nicht derbey Leuthe, heute oder morgen dem traurigen Schikßal einer bald darauf folgende Lungensucht oder Auszehrung auszusezen. Ich meiner seits brauchte folgende Maaße Regeln:

  1. ließ allgemach, und zu widerholten mahlen, so viel Blut laufen, als zur gänzlichen Tilgung des Wund-Fiebers nur immer nothwendig war. Die Kranken dürfften nur immerhin blos so viel Blut behalten, als zum Leben praetisement nothwendig war. Der Pulß, verblichenes Gesicht, zusamgefallene Blut-Adern, scheinbar Ohnmachten, sind hier betrügerische Zeichen einer falschen Schwachheit, die einen Arzt leicht täuschen könnte. Sodann
  2. verordnete gleich solche Mittel, die dem wallenden Blute Einhalt thun, deren schwachen Gefäßen aber Krafft und Stärke ertheilen, die Lefzen der inneren Wunde, ohne aller Eyterung heyl zu machen. Die Rinde von Peru, die bittere Polygala-Wurzel, und unser Carpatisches Lungen-Mooß, waren hier die wirkßamsten, heylßamsten Mittel.

Durch diese Heyl-Art habe, dem Himmel sey Dank! mehrere schon erhalten.

Monath Aprilis

erhielt sich auch dieses Jahr bey seiner ihm einigen Aprilmäßigen Unbeständigkeit. Anfänglich hatten wir Regen, Schnee, Winde, durcheinander: Von 6ten bis 12ten wurde alles wider heiterer, und um Mittags-Zeit blikte uns die angenehme Frühlings-Sonne an. Der ganze übrige Rest des Monaths war meistens frucht, trüb, naß-kalt, und durchgehends veränderlich.

Die allererste Krankheit, die mir gleich mit ersten Anfang dieses Monaths zu Gesichte gekommen, waren die Maaßern, sonst genandte Flekk, oder Ritteln.

Minderjährige Kinder besonders wurden damit am meisten befallen; doch trafen dieselben auch viele von Erwachßenen.

Ihre Natur und innere Beschaffenheit war hier bereits noch entzündend. Man konte es auch nicht anders vermuthen, da noch immer das entzündende Element in derer meisten Blute herrschte. Die fleißigen Beobachtungen der ganzen Krankheit selbst, besträrkten mich so dann in dieser meiner vorgefaßten Meynung noch mehr. Denen mehrsten Floß reichlich Blut aus der Naßen: und sie befanden sich darauf nicht nur gleich ungemein besser; sondern auch der ganze übrige Verlauf der Krankheit war sehr gelinde.

Auf solche Art war die gütige Natur die Meisterin selbst, die mich lehrte, wie diese Krankheit zu behandeln: da unter stets anwachsender Menge derley Kranken, auch viele solche vorgekommen, bey denen zurückgebliebenes Naßen-Bluten, und böße zugetretene Zufälle, einen schlimmen und traurigen Ausgang zu befrüchten gegeben.

|: Vorzüglich lag die wahre und eigentliche Grund-Ursach derley vermeynten Bößartigkeit von Maaßern, in jenen fest eingewurzelten, und ganz auszurotten noch nicht möglich gewesenen Vorurtheil: Blattern und Maßern könnten von selbst unmöglich heraustreten: dieselben müßten durch heiße Zimmer, warme Bette, und andere Blut-erhizende Mittel, auf die Ober-Fläche der Haut, mit Gewalt hearusgetrieben werden. Wo ich nun immer hinkam, und in welch Hauß ich immer geruffen wurde, fand eingeheizte Zimmer zum zerschmelzen: die Kranken wurden mit einer Menge schwerer Feder-Bett-Dekken überhaufet, um sie ja auch vor das mindeste Anwesen kühlerer Luft zu schüzen: Sie wurden gleichßam in der Hize geröstet. Und auch dies war noch nicht alles: die all zu sorgfältigen Mütter gaben ihren Kranken Kindern, zur Stärkung und Vermehrung der Trieb-Federn, bald guten Wein, bald Meth, bald Coffe, einige auch Brandwein: alles dieses, um nur bald ihrem Zwekk und Wunsch gemäß, recht viele Maaßern zu sehen. :|

Wie konnte es da nun anders seyn, als daß entweder gar keine Flekke zu sehen waren: oder war deren, im Gegentheil, schon gleich mit dem ersten Vortritt, eine solche Menge, die kaum zu ertragen war. Und wie konnte es hier zugleich an bößartigen Zufällen mangeln? Zukungen, Hirn- und Lungen-Entzündungen, Seitenstiche, Blut-Hußten von Entzündung waren die gewöhnlichsten Folgen obengedachter Thorheiten.

Bey so gestalten, dringenden und Lebens-gefährlichen Umständen, ließ die Kranken sogleich aus ihren Bettern heraus nehmen: die Fenster derer Zimmer öfnen, und verbot ins künfftige die hizigen Getränke aufs nachdrüklichste. Besonders aber mußte ohne allen Aufschub Blut gelassen werden, mehr oder weniger, je nachdem das Alter des Kranken, und die Hefftigkeit derer Zufälle solches erforderten: Auch hatte hier keine Ruksicht auf den Zeit-punkt der Krankheit selbst: derselbe mochte seyn, welche als immer seyn wollte: Selbst von der vermeynten Schwachheit des Pulßes ließ mich nicht abschreken: ich sahe vielmehr mit Vergnügen, wie unter während dem Blut lassen, der Pulß stärker und erhobener wurde: die unterdrükten Lebens-geister wurden freyer und munterer: die bößen Zufälle wichen: Es ging überhaupt alles bald besser.

Monath Majus

hatte sich in seinem Anfang zwar noch etwelche Überbleibßel von vorigen Monath April vorbehalten; doch erschien bald darauf die alles belebende Frühlings-Sonne, und wir hatten in wenig Tagen darnach, eine so außordentliche, Windstille und bange Hize, die wir auch sonst im Monath Augusti nicht zu haben gewohnt sind. Nur gegen das Ende des Monaths kamen kühle Regen, die die erhizte Luft in etwas mäßigten, und die sehr durftige Ende wider anfeuchteten.

|: Die Maaßern nahmen diesen Monath so überhand, daß fast kein Hauß in der Stadt mehr übrig war, da nicht groß und klein daran darnieder gelegen. :|

|: Doch schienen dieselben schon bereits eine ganz andere Gestalt angenommen zu haben. Ihr ganz reiner Entzündungs-Character, den wir den vorigen Monath schilderten verbande sich nun mit einer noch anderen Ur-Qwelle von Krankheiten: mit Fehlern und Unreinigkeiten im Magen und Gedärmen. Die schnelle und ungewöhnlich große Hize dieses Monaths muß zu diese wichtige und gefährliche Verbindung das meiste beygetragen haben. Der viele Schleim, der sich den trägen Winter hindurch in ersten Wegen sammlet, muß nun zu schmelzen angefangen haben, und durch die Schärffe der Galle mehr rege gemacht worden seyn. Die vielen Würmer selbst, die meistens in jenem Schleim zu nißten gewohnt sind, mußten nun beunruhiget und zum Kriege gereizt seyn worden. :|

|: Die Mischung und Menge derer Zufälle, bey dieser nun allgemeinen Maaßern-Seuche, war daher so verschieden, und so untereinander verwikkelt, daß man wirklich Mühe hatte dieselben zu entscheiden: welche von Entzündung? Welche von Unreinigkeiten derer ersten Wege, mehr herrühreten? Viele überfiel gleich mit dem ersten Eintritt der Krankheit eine gewaltige Phantasey: andere eine fortdaurende Schlafsucht: einige wurden ganz sprachlos, und blieben durch mehrere Tage: Sauglinge wurden plözlich, offt an ihrer Mütter Brüsten, mit deren hefftigen Zukungen befallen: Erwachsene plagte Hals-Schmerzen: die inneren Theile ihres Schlundes waren Carmoisin-roth anzusehen. Die mehresten hatten entweder einen gewaltigen, schfeifenden, krampfartigen Hußten, oder auch mit demselben falsche Lungen-Entzündung und derley Seitenstich. Noch andere klagten über beständiges Magen-Qwetschen, Herz-Beklemmungen, Bangigkeiten, Beängstigungen. Ihre Zunge war frucht, klebrigt, und mit einer Art gelben, Ferniß-ähnlichen Schleimes überzogen. :|

|: Das freywillige Erbrechen war bey Vielen so anhaltend, daß es selten eher nachließ, als bis der Ausschlag ganz draussen war. Die dieses nicht hatten, wurden mit Durchfall befallen, der die ganze Zeit der Krankheit hindurch anhielte, auch öfters noch länger, und bey Vielen in die rothe Schur ausartete. Würmer an künstliche Strikke gleichßam zusammen gewunden, kamen sehr oft zum Munde oder Durchgang, haufig heraus. An denen meisten ließ sich gleich mit dem ersten Vortritt derer Maaßern auch das weiße Frießel /: Miliaria alba:/ in einer ungeheuren Menge sehen, so zwar, daß auch oft keine Nadelstiz darzwischen zu legen war. Bey einigen zeigte sich diese Art von Frießel nur später: ohne sicherer Bestimmung einer gewissen Zeit. Und Wunder selten sahe man derley Frießel, ohne daß nicht auch böß-artige Blattern, im inneren Munde und Schlunde, schon zu sehen gewesen wären. Alle diese schlimme und fürchterliche Zufälle begleitete ein, mehr oder weniger, nachlassendes, aussezendes Fieber. :|

|: Es war demnach wider zwey Feinde zu streiten, die sich zum Untergang derer Kranken untereinander verbunden hatten: wider die Entzündung, und nun auch rege gewordene Unreinigkeit derer ersten Wege. Der stärkere, die Entzündung, mußte vorzüglich in Betrachtung gezogen werden; doch die gütige Natur that hier selbst, durch hinlängliches, freywilliges Naßen-Bluten, sehr oft das beßte. Und so dieses ja nicht geschah, so muß selbige durch die Kunst unterstüzet werden: jenen besonders, die einen vollen, starken, harten Pulß hatten, bey welchen außer dem noch, ein besonderer hefftiger Schmerz, eine allenfalls verborgene Entzündung verrathen: und jenen noch ins besondere, die durch warmes Verhalten, und geistige Getränke äußerst erhizet wurden, mußte mäßig Blut gelassen werden. Ich erinnere mich hier mit Vergnügen es mehrmahlen gesehen zu haben, daß, noch ehe der Verband der Ader-Wunde angeleget wurde das Blut, durch die Naßen, schon von selbst, haufig zu träufeln angefangen. :|

|: Gleich nach gebrochener Entzündungs-Spize mußte man auch auf jenen noch andere Feind losgehen: auf die Unreinigkeiten derer ersten Wege. Aber auch hier kam jenes, uns, von dem Schöpfer eingepflanzte, Bestreben, auf unsere eigene Erhaltung bedacht zu seyn, die milde Natur, bey Vielen recht treflich zu statten. Das Erbrechen, der Durchfall, das Frießel selbst, besonders wenn dasselbe ungezwungen, mit vielen freywilligen Schweißen, kleybenförmigen oder sandigen Urin, und anderen Besserungs-Zeichen, auch später nur, und allgemach herausgebrochen, alles dieses war heylßames Beginnen obengedachter Erhalterin, der lieben Mutter Natur, das von dem heylenden Arzte, nicht solte und durffte verkandt werden. Solte inzwischen dieses heylßame Natur-Beginnen entweder zu schwach und unzulänglich gewesen, oder auch ganz ausgeblieben seyn; so wars freylich meine Sache, mit geschikten und angemessenen Brech-Mitteln dieses zu bewirken, wozu mir selbst die gute Meisterin, die Natur ihren Zuwink gegeben hat. :|

|: Brech-Mittel waren es, die hier, wenn selbige zur Zeit, offt auch zu widerholten mahlen gegeben wurden, die herrlichsten und heylßamsten Wirkungen außerten. Es wurde eine Menge zähen, halb faul-richenden, bald bitteren, bald sauren und Zähnestumpf-machenden Schleimes, oft auch mehrere Würmer mit, ausgeworfen: und alles wurde bald besser: die bößen Zufälle wichen Würmer gingen so dann auch haufenweis von selbst ab: der Kranke wurde rufiger, leidlicher, und erholte sich in kurzen ganz. Ließen es die Umstände, und die noch nicht so nahe Gefahr zu, so wurden Salzigte und Sauer-Honig-Mittel allen anderen vorausgesezet. Gleich darauf erfolgten Brech-Mittel, unter welchen besonders die Brech-Wurzel dienlich, da Durchfall zugleich zu mäßigen war: sonst aber war Brech-Weinstein, Spieß-Glas-Schwefel und mineralischer Kermes, die durchgängisten, nüzlichsten Arzneyen. Nach wohl gereinigten Magen und Gedärmen, that dann die Amerikanische Rinde, mit Campfer zu weilen, Kraus-Münze und Baldrian-Wurzel versezet /: um denen geschwächten Faaßern derer vesten Theile zu Hupfe zu eilen :/ so ersprießliche Dienste: daß da es manches mahl noch immer sehr mißlich um die Geneßung des Kranken ausgesehen alles dadurch bald die beste und erwünschte Wendung erhalten. :|

Monath Junius

War durchgänglich mehr kühl als warm. Gegen das Ende des Monaths hatten wir vielen kalten Regen. Von Ungewittern und Donner-Wettern, hatten wir bisher nur was sehr weniges, oder gar nicht verspeichert.

Hier traten mit einemahl Kalte-Fieber auf. Wunder selten wars sonst, von kalten Fiebern in Zipßen was zu hören. Zwölf Jahre sinds, daß ich hier bey dieser Stadt als ordentlicher Physicus angestellet stehe noch aber habe unter während dieser ganzen Zeit, nie so viele kalte Fieber wahrgenommen, als eben dieses und vorigtes Jahr. Dieselben grassirten ganz nach Epidemischer Art.

Es gab deren tägliche, dreytägige, einfache, doppelte. Ihre innere Natur war jener ganz angemessen, die wie den vorigen Monath an Maaßern schilderten: Sie hatten zur Grund Ursache, eine gegenseitige Mischung, von entzündbaren, im Blute und unreinen, in ersten Wegen.

Bei jungen, feurigen und vollblütigen Cörpern: bey denen besonders vestere und abgehärtete Faaßern bemerket werden konte: bey jenen ferner, die hiziges gekränkt mehr liebten, war das enzündbare Weßen viel deutlicher wahrzunehmen, las bey anderen im Gegentheil.

Es haben sich Leuthe gefunden, bey welchen gleich der erste Fieber-Anfall, von einer wahren Entzündung begleitet gewesen. Lungen-Entzündung: hefftiges, das Atemhohlen ganz unterdrüken des Seitenstichen: das bitterste Lenden-Wehe, mit wenigem, scharfen schneidenden Blut-Harnen, als ziehen einer allenfalls gegenwärtigen Nieren-Entzündung, habe in mehreren Fällen angemerket. Der erstere Fieber-Anfall braußte kaum in etwas ab, so war schon wider ein anderer gleich hefftiger da.

Nicht so mächtig hingegen war das enzündbare in jenen, die ein schwächerer und mehr zärtlicher Bau des Cörpers bildete, auch daher mit mehrerer Empfindßamkeit derer Nerven begabet gewesen: Meistens aber lag das unreine Weßen in ersten Wegen, bey selbigen, entweder ganz bloß da, oder unter einer besonderen Larwe verhüllet.

Die Blöße derer in ersten Wegen liegenden Unreinigkeiten, legte dar, eine schmuzige Zunge, schmuzige Zähne, bitterer oder sonst verdorbener Geschmak des Mundes, übler Geruch aus demselben, öffteres Spukken, öfteres Aufstossen, der Ekkel, besonders gegen Fleisch-Speißen der Trieb zum Erbrechen, das freywillige Erbrechen selbst etc: Alle diese Bemerkungen zusammen genommen, waren klare und unleugbare Beweiße jenes Schlammes der Magen und Gedärme überschwemmte.

Inzischen lagen diese Fehler derer ersten Wege nicht immer so bloß, als daß selbige nicht auch unter besonderen Larwen versteket vorgekommen wären. Der Hefftigste Kopf-Schmerzen, die Schlaf-Sucht, Fraß-artige Zukungen, Herz-Klopfen, fast tödliche Ohnmachten, graußames Glieder-und Lenden-Brechen, auch andere böße Zufälle mehr, die diese Fieber-Anfälle Wechßels weise begleiteten, wolten obgedachten Lebens-Feind, der doch nur in ersten Wegen verborgen gelegen, ganz verlarwen.

Um nun diesen Fiebern eine nüzliche Heyl-Art anzumessen, war nöthig, dieselben in 3 besondere Classen einzutheilen:

  1. Fieber, bey welchen Entzündung die Oberhand hatte, und doch dabey unreines in Kasten Wegen mit verwikkelt geveste, mußten anfänglich mit mäßigen Aderlässen und andere kühlen den Mitteln behandelt werden: später so dann, nach bereits überwundener Entzündung waren Brech-Mittel sehr dienliche und heylsame Arzneyen.
  2. Fieber, bey welchen die Entzündung keine so große Gewalt hatte, ließ ich esrtlich von selbst abbraußen. Die Natur dämpfte selbige allgemach selbst: es sey durch erfolgtes reichliches Naßen-Bluten: oder durch stark ausschlagende Munde-Lefzen und Naßen-Löcher etc: zuweilen auch nur durch die Länge der Zeit, und widerholte immer schwächere Anfälle. Genug wars durch einige Zeit hindurch, Salzigte Mittel mit mehr oder weniger Salpeter zu reichen: Abgekochte Tränke zugleich von Graß-Wurzeln, Pampschen- und Cicorie-Wurzeln mit Sauer-Hönig versezet, bereiteten die Kranken sehr gut vor, zu bald drauf folgende nöthige und nüzliche Brech-Mittel. – Fieber endlich
  3. Die gar keiner Entzündung zinßerten wohl aber ihren ganzen Ursprung aus deren Unreinigkeiten des Magens und Gedärme hergenommen, griff allsogleich mit ausleeren den Mitteln an: Jene Fieber besonders, die unter der falschen und betrügerischen Larwe, eines bald lebens-gefährlichen Zufalles, heimtükisch zu spieleten, mußten auf der Stelle mit Brech-Mitteln angegriffen werden, und litten durchaus keinen Aufschub.

Brech-Mittel waren hier die einzigen und besten Arzneyen: die wenn selbige nur zur Zeit in gehöriger Proportion, und widerholte mahle gegeben wurden, bey dieser Art Fieber, die sichersten und ersprießlichsten Wirkungen außerten. Sie heylten diese Fieber gründlich, ohne Weitlaufigkeit, ohne Zurückfall: Sie waren das wahre Gegen-Gifft dieser Fieber.

Nur mußten selbige freylich zu mehrerer mahle widerholet werden. Es war des Schlammes und Unrathes in ersten Wegen entweder zu viel, als daß derselbe mit einem Brech-Mittel ganz herausgeschaffet werden konte: oder war derselbe so zähe, so klebigt, so leinigt, daß ein und anderes derley Ausleerungs-Mittel, noch immer vielen davon zurücklassen mußte. Daher ich auch, von einem bis zum andern Erbrechen, immer Salzigte und Honig-Artige Mittel darzwischen sezte, die das zähe Wesen des Schleimes einzuschneiden oder dessen Menge auch durch andere Auswege abzuleiten vermögend waren. Das Scheidschützer-Bitter-Wasser muß wirklich von dieser Seite sehr gerühmet werden: nur daß es bis selbiges hieher gebracht wird, in etwas zu kostbar wird. Weinstein mit Amoniakalisch Salz versezet, that eben auch treffliche Dienste.

Sind dann die ersten Wege wohl gereiniget worden, so blieb nichts mehr übrig, als die geschwächten festen Theile des Cörpers zu stärken, und denen erschlappten Faaßern, zu ihre vorige Schnell-Krafft, wider zu verhelfen. Bittere, stärkende zugleich sehr leid gewürzte Mittel, die der, dem menschlichen Cörper ohnehin sehr freundliche, Wein-Reitz in noch weit grössere Wirkßamkeit sezte, thaten hiebey das beste. Nur wie ich immer gewohnt gewesen, arme Kranke mit vielen Apotheken-Unkosten zuverschonen: so faßte auch hier Bedacht, alle diese Nothwendigkeiten mit gewöhnlichen Krautern bey Hauße zu ersezen: Römische Chamillen-Blumen, Vermuth Krausmünze, Cardus benedikt, tausend Gülden-Kraut, Enzian, Kalmus, Citron oder Pomerantschen-Schaalen, warte hier von weit grösseren Nuzen, als viele andere, ausländische vielfarbigte, kostbare Schmetterlinge.

Der so theuren, als fürnehmen China-Rinde hatte nur da nöthig, und dies außerst-seltsam: da Fieber-Anfälle nur gleichßam aus Gewohnheit schon zurükkamen und das denen Nerwen zu weilen tief eingeprägte Fieber-Bildniß zu verlöschen und zu verdrängen war: meistens bey dem ohnehin schon schwächlichen Frauzimmer –Geschlechte. Wurde blos dieser Absicht wegen diese kostbare Rinde gegeben, so hatten wenige Doses hievon, schon die gewünschte Wirkung zu stande gebracht.

Monath Julius

War heuer wider seine Gewohnheit, viel stränger und kälter als andere Jahre: Viele kühle Winde und öfteres Regen-Wetter, machten uns billige Sorge der herannahenden Erndte wegen: die Morgen- ubnd Abend-Stunden waren dem späteren Herbst ähnlich, und lüfftigen Sommer-Kleidern sehr nachtheilig: die Nächte waren so gar ganz kalt: das Graβ und Vieh-Weide, wurde, durch jede Nacht, mit vielen Reif bedeket. Nur die lezten Tage des Monaths, der 28ste 29ste wurden heiterer, und durch berührende Sonne-Strahlen, auf einmahl sehr schnell erwärmet.

Maaβern und kalte Fieber erhielten sich hier noch immer im Gange: Leztere überfielen so gar auch alte Persohnen: besonders aber wurden damit betroffen Reiβende, die ihren Nahrungs-Geschäfften gemäβ, in andere Gegenden sich vefügten.

Die vielen Fehler, die in der gemeinte Behandlung beyderley Krankheiten, ohne den Arzt hierüber zu rathe zu ziehen, vor sich gingen, und die besonders aus alten, eingewurzelten Vorutheilen annoch herspossen, machten die Anzahl der Kranken noch weit grösser.

Bey Maaβern: Z. E. sahe der gemeine Mann /:wie schon oben erinnert worden:/ Würmer abgehen, die einen Theil jener Unreinigkeiten in ersten Wegen mit aus machten: nun wurde er ganz von dem Gendanken eingenommen: dieses ungeziefer allein hätte an der ganzen Krankheit Schuld: diese müsse man tödten und ausrotten. Und was That er da nun? Er nahm Terpentin-Geist: Ein anderer Steinoehl: Ein dritter das harzigte Aloe: Ein vierter Eisen oder Kupfer-Vitriol: Ein fünfter so gar geraspelten Kupfer-Staub selbst. pp und goβ es seinen kranken, offt noch unmündigen Kindern, auch so gar Sauglingen, meistens mit Brandtwein ein. Wie konte man nun da was gutes zu hoffen haben?

Bey kalten Fiebern geschah sehr oft das nehmliche. Das durchgängigste und hier bekandeste Mittel, wider der selben, bestehet darinnen: Man giebt dem Kranken kurz vor dem Fieber-Anfall die hizigsten Gewürze zu Pulwer zerstossen in einem Seitel warmen Weines oder Brandtwein auszutrinken, und läβt ihn gleich drauf so lange aufs freye Feld hinauslaufen, bis er ohnmächtig zut Erde senkt: Er schläft darüber ein, und hat nun /:dieser oft zu geschehen pflegt:/ von Stund an, statt dem kalten, das hizigste, tödlichste Fieber.

Derley Miβgeburten von Heyl-Arten, bey Kalten Fiebern giebts noch mehrere: die meistens alle da hin abzwekken, Fieber zwar zu vetreyben, den Feind aber mit im Leibe einzuschlieβen. Traurige Folgen sodann von derley schlechten Behandlungen! Verhärtete Leber, stein-harte Milzen, auf gedunsteter Unterleib, Gelbsuchten, Wassersuchten etc.

Billig ists hier, die kluge Vorsicht eines hieβigen Löbl. Magistrats zu rühmen: daβ selbiger so gleich auf meine Vorstellungen, es allen und jeden Bartscheerern, auch selbst jenen, die Chirurgie heiβen wollen, scharf untersagte: ohne meinem Beyseyn, und ohne meiner Einwilligung, niemanden, dieser Zeit die Ader zu öfnen. Ich habe die schädlichsten Folgen, Tollheiten so gar und Tobsuchten, aus übel angebrachten Aderlässen, bey jezt krassierenden Fibern wahrgenommen.

Noch mehr: Arsenical-Mittel, wider derley Fieber, waren hier vormahls sehr zur Modi geworden; Nun aber wird dieses Gifft bey uns gar wohl verwahret gehalten. Ein hieβiger Löblicher Magistrat, hat mit mir hierüber, gemeinschaftliche Sorge getragen: daβ

  1. Arsenicum aus allen Apotheken und anderen Gewürz-Gewölbern, ganz abandonieret wurde. daβ
  2. ein sicherer Mann dazu bestellet wurde, der nur blos unter seinem Schlüssel, diese Art von Verkaufes auf sich hat: und dann
  3. darf dieser auch nicht anders was davon heraus geben, bis nicht sichere Zeugniβe, eines, dessen, zum Handwerk nöthigen Gebrauches durch mich als ordentlichen Physicum, neuerdings übershen, und unterschrieben worden. Mit Jährlicher Revision derer Apotheken, wird auch dieses Fach, insbesondere, genau untersuchet.

So wie nun, durch diesen Monath, sehr viele vorgekommen, die durch üble angewandte Heyl-Art, von kalten Fiebern zwar frey geworden; doch aber mit Verstopfungen und Verhärtungen derer eingeweyde im Unterleibe, dafür nachdrüklicher und schwerer gestraft wurden; so will auch noch ganz kürzlich melden, wie jene durch mich geheylet worden:

Erstlich trachtete vorzüglich dahin, durch ausleerende Mittel, das erstikte Fieber, so bald als möglich zurükzurufen: um dann das Fieber selbst, als Werkzeug der Auflöβung und Eröfnung, nuzen zu können.

Gleich darauf verordnete Auflöβende, Salzigte Mittel: jene besonders, die man von jeher, wider den Scorbut anrühmte. Alle derley Arzneyen, trachtete vorzüglich in form einer guten Diaet, meistens durch Speiβe oder Trank, hinlänglich beyzubringen.

Man hat heut zu Tage aufgehört, Fieber-Patienten, von allen, aus den Pflanzen- Reihe hergenommenen, sauerkolichen Speiβen abzuhalten. Ich erlaubte Gaten-Gewächβe, Kohl, Sallad, reifes Obst, durcheinander: als die besten, natürlichsten, Seyfen artigen, auflöβendesten Mittel.

Mit vielen Apotheken-Arzneyen, derley Kranken beschwerlich zu fallen, war gar nicht meine Sache. Ich lieβ arme Kranke die gemeinen Graβ-Wurzeln, die Pampschen- und Cichorie-Wurzeln, selbst suchen gehen: Sie kochten sich daraus einen Trank, der ihnen, mit Honig und etwas Kuchel-Salz versezt, sehr nüzlich war. Sie gingen ihre Salat-Krauter, bey hier sehr haufig vorkommenden warmen Feld-Brunnen, sich selbst hohlen: Es war Bachbungen, Leffel-Kraut, Wasser-Kresse, Fieber-Klee, Knoblauchkraut, Lauch, Zwiefel, Kränn, Rettich, Garten-Kresse, und Körbel-Kraut, hatten sie in ihren eigenen Hauβ-Gärten gemeiniglich selbst. Hieraus lieβ ich sie auch Säftten pressen. Und was ich dann noch loben kan, war Kraut-Suppen /:Muria brassicae conditae:/ ein gar trefliches Mittel, für derley arme Kranke, in diesem und mehreren Fällen.

Allem diesem Bestreben mußten wider hohlte Brech-Mittel darzwischen gesezet werden: um theils jene schon aufgelößte Krankheits-Materie heraus zu heben: theils auch, durch die, durchs Erbrechen erregte Erschütterung des Unterleibes, die noch rukständige verstopfte Massam, mehr zu rühren und beweglicher zu machen.

Hier zu trugen auch sehr viel bei, mäßige Bewegungen des Cöpers: Reiten, Fahren, fleißige Betreibung seiner, nur sizend nicht zu verrichtenden, Nahrungs-Geschäffte. Überdies wurden die Gegenden unter denen Rippen auch fleißig gerieben, und, wo nöthig, mit einem halb flüchtigen Seyfen-Mittel eingestrichen.

Zur Vervollständigung endlich der Heyl-Art bey obgedachten Ubeln, rieth vielen den Genuß hier haufigermineralischer Sauer-Brunnen. Unsere Zipser-Mineral-Wasser sind alle sehr geist-reich meistens mehr oder weniger Eisen-haltig: mit einer Art eines flüchtigen Eisen-Vitrioles, und Mineralischen Laugen-Salzes, zur Genüge versehen. Daher ich dann auch selbige, nicht eher, als zur Stärkung, schon offener, noch aber geschwächter Eingeweyde, mit großen Nuzen, denen mehresten angerathen habe.

Monath Augustus

sezte anfänglich jene schwüle Sommer-Wärme, die sich mit Ende vorigen Monaths angenfangen, fort: den 2ten darauf hatten wir zur Nacht ein gräßliches Donner-Wetter: der folgende Tag war wider heiter, und die Hize dauerte bis zum 7ten fort. Den 8ten sahe es strüb und regnerisch aus: den 9ten regnete es, und regnete ganzer drey Täge durch: dann aber hielt eine stille, bange und beängstigende Sommer-Hize bis zum 21sten wider aus, und schien fast für heuer ihre höchste Stuffe erreicht zu haben doch dämpfte selbiger hier wider ein plözliches Ungewitter, mit vielen Plaz-Regen, so zwar: daß von Stund an, das Wetter durch unbeständig geblieben: Regen, Winde, Kälte wechselten dergestalt ab: daß schon den 28sten dieses Monaths, unser Carpatisches Gebürge, von neu-ausgefallenen Schnee, wider ganz grau geworden.

Krankheiten, so diesen Montah vorkamen, hatten nun ganz vom Reitz, der durch Sommer-Hize scharf gewordenen Galle in ersten Wegen, ihr Deseyn genommen. Entzündungen ließen sich hier keine mehr sehen: es wäre nur, daß die schon ins Blut getretene schärffere Galle, durch ihre flüchtige feurige Schärfe, dasselbe entzunden hätte.

Der kalten Frühlings-Fieber wurde deswegen jezt weniger: das nun zu herrschen anfangende galligte Sommer-Fieber war meistens von anhaltenden Art: nur daß es doch zuweilen einige Stunden, in etwas, nachzulassen geschienen.

|: Man wird es in der Folge abnehmen, wie schlau, wie falsch und hinterlistig, dieses galligte Sommer-Fieber gewesen. Es spielte unendliche Rollen und Veränderungen: Es verlarwte sich unter verschiedene Gestalten: Es verwikkelte sich so gar mit anderen langwirrigen Unpäßlichkeiten: Es versuchte feindliche Verwüstungen anzustellen, die noch auch in diesem schon jezt laufenden 1785sten Jahre, keine, obgleich viel stengere Kälte, zu hemmen, im Stande war. :|

Sehr viele überfiel, diesen Monath, eine Art von Neßtel-Fieber: Minderjährige plagten bößartige Blattern im Munde und Schlunde, die, wenn selbige verwahrloset wurden, bis zur Mund-faule ausarteten: Scheitter, und andere im Feld arbeitende Leuthe, wurden plözlich mit dem hefftigsten Glieder-Brechen befallen: Andere mit freywilligen gewaltßamen Erbrechen und Durchfall zugleich: /: Cholera:/ Einige so gar mit Zwang und Blut-Gang: noch andere mit der wildesten Gelbsucht.

Ich behandelte alle diese, dem Ansehen nach, zwar sehr verschiedene, doch aber nur aus einer Urqwelle entsatndene Krankheiten, ganz einfach, meistens nach einerley Art und weiße. Ich versagte Flaisch-Speißen: verordnete sauerliche, aus dem Pflanzen-Reiche hergenomme Eß-Waren: auch solche nehmliche Gtränke: ich gab nur wohlfeyle, Salzigte, und Honig-artige Mittel, allen anderen Arzneyen zum voraus: und gleich darauf widerholte Berch-und Abfühgrungs-Mittel, um Magen und Gedärme, so bald als möglich, von der so schädlichen, scharfen Galle zu reinigen. Bald befanden sich meine Karanke besser und wurden in weniger Zeit wider ganz hergestellet.

Ein altes, bey vielen Arzten annoch hafftendes Vorurtheil ist es: jede vorstossende Krankheit ins besondere, nach besonderer, ihr eigenen Art zu heylen: Solten wohl hier Schweiß treibende Mittel, bey der Zeit galligten Neßtel-Fiebern, oder galligten Glieder-Brechen, genuzet, oder vielmehr geschadet haben? Solten bey vorgefallenen freywilligen Erbrechen oder Duurchfall, Theriac, und andere stillende Mittel wohl dienlich seyn konnen? Und solten endlich Kuhren, mit Rhabarber allein, mit Butter-Milch, und andren schleimigten, orhligten Arzneyen /: ohne vorher auf die so nöthige Ausleerung zu denken :/ besser behandelt werden? Wird da nicht, mit alle dem, der Feind im Leibe eingeschlossen? Man gebe sich doch Mühe, auf den allgemeinen, Gang derer Krankheiten, ein wachsameres Auge zu haben!

Monath September

blieb bis zum 4ten naß-kalt und unangenehm. Von da an gab uns dieser Monath bis zum 14ten sehr angenehme, heitere Witterung. Dann aber machte ein plözliches heftiges Ungewitter, dieser guten Hofnung wider ein Ende: und wir hatten, den 25-26-27-28ten ausgenommen, bis zum Beschluß des Monaths keinen Tag, den nicht Wirbel-Winde und nasse Kälte verschandelt hätten. Das Obst blieb unreif, grampigt, und unschmakhafft.

Die Ruhr, obwohlen selbige, hin und wider kleiner Anfälle, gewaget, hatte dies Jahr, keine solche Macht, als vorige Jahre. Das allerhöchste dabey ist, daß man nicht dazu geruffen wird, als bis nicht schon alle mögliche Schulen, von alter Weiber Curen, durchgegangen und versuchet worden sind. Theriac, rother Wein, Allaun, Tormentill-Wurzel in Wein gekocht, Tischler-Leim, schwarzer Coffe, Muskatnuß, Zimmet, muß gleich zu die ersten Versuche, die Ruhr zu stillen, herhalten: und da, da schon einmahl die scharfe, feurige Galle, in die gesammte Blut-Massam übergegeangen, folgen tödliche, und schnell in Brand übergehende Entzündungen: dann kommt man sicher schon zu spät: der Karanke ist ohne aller Rettung verlohren.

Weit mehr beschäftigten mich, dieses gahr trokene Leib-Schmerzen, mit oft ganz geschlossenen Stuhl-Gange. Die Krankheits-Materie war hier die nehmliche, die sonst bey Ruhren zu seyn pfleget: die in Magen und Gedärmen angehaufte, scharfe, und schon halb faule Galle. Ich mußte deshalben, blos hefftiger Schmerzen wegen, da Entzündung entweder schon da, oder wenigstens mit zu befürchten war, jungen vollblütigen, oder durch Arbeit sehr abgehärteten Persohnen, die Ader öfnen lassen: und als dann halfen erst solche Mittel, die Erbrechen und Abführen zugleich machten. Unter vielen anderen, wurde auch ein Töpfer mit dieser Art Leib-Schmerzen befallen: jeder Arzney-Verständige hätte ausangeführten, und bey ihn vorkommenden Umständen glauben sollen: der Mensch wäre mit einem Bley-Colic /: von Silber-Glätt, damit dieses Handwerk viel zu thun hat:/ befallen; doch aber wars eine der fettigsten Gallen-Colic: blos ein und das andere Brech-Mittel, half ihm ganz wider zu seiner vorigen Gesundheit.

Galligtes Seiten-Strichen erinnere mich diesen Monath an mehreren bemerket zu haben. Ihr Auswurf war zähe, leimigt, gelblicht, und mit Blut gestreifet. Sie hatten meistens freywilliges gallichtes Erbrechen: oder einen derley Durchfall. Auch andere Zeichen von galligten Unreinigkeiten in ersten Wegen, war deutlich bey selbigen wahrzunehmen. Ich ließ ihnen erstlich mäßig Blut nehmen: verordnete salzige und honig-artige Mittel, und gleich sarauf, von Zeit zu Zeit, widergohlte Brech- und Purgir-Arzneyen. So was sann von Schmerzen noch übrig blieb, brachte ein Senfft-Mehl-Pflaster mit Essig und Salz angemacht /: sinapismus:/ gerade auf den leidenden Theil hingelegt: frische Butter-Milch, oder sauerliches Schaaf-Molken, alles wider zu rechte.

Bey einigen kam es mit dem so haufig grassirenden galligten Sommer-Fieber so weit: daß sich so gar, gleich mit dem ersten Anfang der hefftigsten und hizigsten Fieber-Anfälle schon bößartige Absäze der Krankheits-Materie gegen die Achßel-Drüßen, und jene derer Wehen /: Ingvinum :/ zu zeigten: wahre Beulen waren es, die der gemeine Mann bereits zu erwichen, und auf alle Art und weiße zur Reise zu bringen suchte. Ich ließ alle diese außerlichen Mittel weg: reinigte nur den Cörper von jener aufbraußenden Gallen-Schärfe: das hefftige Fieber legte sich: die Beulen verschwunden von selbst.

Daß es aber nicht nur hizige schnell tödtende sondern auch langwirige, schleichende, und mit langßamen, untermerkten Schritten einher gehende Gallen-Fieber gebe, die eben derley bößartige Absäze, und verschiedene hartnäkige Drüßrn- und Fetthaut-Geschwulsten, auch so gar böße Geschwüre, machen können, habe diesen Monath bey etwelchen Fällen, deutlich zu beobachten, Gelegenheit gehabt.

Monath October

sezte die leztere, nasse und regnerische Kälte, vorigen Monaths, bis zum 15ten fort. Den 4ten und 5ten war unser Carpatisches Gebürge schon ganz mit Schnee überzogen. Von 16ten bis 24ten wurde die Kälte zwar etwas trokener: die Ober-Fläche der Erde und derer Wasser gefror: endlich aber fing es wider an zu regnen, und regnete bis zum 28ten fort: der 29 heiterte sich in etwas aus liferte uns aber abends, ein, wie mitten im heißesten Sommer, schrekliches Donner-Wetter, mit vielen Plaz-Regen und großen Hagel-Schlossen. Die lezteren zwey Täge waren die hellesten und wärmesten.

Die Sommer-Galle fährt noch immer fort unter unzehligen Veränderungen, und ganz verschiedenen Gestalten, Krankheiten zu verursachen.

Ich habe diesen Monath bey sehr vielen, das graußamste Glieder-Brechen wahrgenommen, so zwar: daß obere und untere Gliedermaaßen, gleichßam Krampf- und Fraaß-artig verzogen und verdrehet wurden: der untere Kinnbaten schloß sich an dem oberen so gewaltßam an, daß selbige nicht von einander zu bringen waren: die Augen-Aepfel wirbelten im Kreyße herum: der Anblik und das Gefühl über den unerträglichen Schmerz war jämmerlich, alles Menschen-Gefühl durchdringend. Sogleich aber als jene fressende, Graß-grüne, stinkende Gallen-Jauche, und mit dieser zugleich, auch viele in selbiger gemeiniglich nißtende Würmer, sehr oft in ertaunender Menge, durch schnelle Ausleerungen heraushoben worden, wurde auch alles gleich besser.

Gemeiniglich aber war ein derley graußames Glieder-Berchen ein sicherer Vorbothe eines bald hervortretenden Rothlaufes, den man auch sonst die Roße zu neuen pfleget. Ich erinnere mich noch kein Jahr, diese Krankheit so haufig gesehen zu haben, als eben dermahlen: Man konte selbige fast algemein heißen.

Meistens nahm der Rothlauf den Kopf ein: und da, noch ehe selbiger zu Gesichte kam, spielte er unter der fettigsten Hirn-Entzündung.

Er wüstete bey einigen, bey jenen besonders, die auch sonst scharfes scorbutisches Blut hatten, oder mit Geschwüren und anderen langwierigen Ubeln behafftet gewesen, dergestalt: daß von dem oberen Kopf-Scheitel angefangen, bis zur niedersten Fuß-Sohle, nichts gesundes und unangetastetes übrig geblieben: Ich habe diesen Umstand so gar bey einem Neugebohrnen, 3 Wochen alten Kinde angemerket.

Uberdies noch hatte er bey vielen eine so brennende feurige Schärffe: daß nicht nur die außeren Hate jener Theile, auf welche er zum ersten losblizte, wie angebrandt ausgesehen sondern da so gar die Fett-Haut mit zu vielen brandig geworden, konte das Übel einer Pest-Kohle ziemlich ähnlich scheinen.

Diese höchst bösartige Beschaffenheit eines Rothlaufes, mußte nur jener Galle geschrieben werden, die bereits die höchste Stuffe ihrer Schärffe erreicht hat: die so gar vermögend gewesen, blos durch ihren gifftigen, ins Blut gelassenen Hauch, das Blut in volle Flammen zu sezen.

Um nun ein derley hefftiges Feuer im Blute zu dämpfen, war freylich nöthig, gleich anfangs, die Ader-Sprize zu Hülfe zu nehmen: bey jungen besonders und vollblutigen, auch jenen die hizigen Getränke ergeben waren: wo überdies noch freywilliges Naßenbluten /: so hier sonst oft vordtieß :/ entweder nicht von statten wolte, oder auch ganz ausblieb.

Doch blieb deswegen der Feuer-Heerd noch immer in ersten Wegen: und von daraus blizten noch immer feurige Strahlen ins blut selbst, und daher auf die Ober-Fläche des Cörpers heraus diese also mußte vorzüglich ganz zerstöret und verloschen werden.

Hierzu bediente mich folgender Zurüßtung: frisches, kaltes Wasser, so wie alle es selbst begehrten: Salzigte und Sauer-Honig-Mittel: glaich drauf, ober sich und unter sich ausleerende Arzneyen: Brech-Weinstein mit Ammonical-Salz oder Salpeter versezt: Zwespen- und Tamarinden-Mark: Holderbeer-Muß: Essig, andere Pflanzen- offt auch mineralische Sauren  waren mein ganzer Vorrath, dessen mich hier glüklich bediente: Trefliche gewiß, aber doch nur einfache, von den gemeinen Mann durchaus nicht kostbare Mittel!

Monath November

war noch ungnädiger als beyde vorigen Monathe. Wie hatten den ganzen Monath hindurch fortdauerndes Regen-Wetter. Die und überall umgebende Lufft wurde linde, durstig, träge, verwepft, weichlich, am Cörper so wohl als Gemüthe hinzufallen, machend: die Fahr-Wege wurden unausstehlich: die Wein-Leeße im Tokyer-Gebürge elend und traurend-voll: die Trauben fielen durch die viele Nässe vom Stok herunter, und verfaulten auf der nassen Erde. Kaum erhohlte sich dieser Monath nur in etwas gegen das Ende: das Wetter wurde was kälter und erträglicher.

Das haufig grassirende galligte Sommer-Fieber nimmt mit diesen, immer späteren Winter-Monathen nicht ab wohl aber mehr überhand. Es macht dem ersteren Anschein nach noch immer ganz verschidene Krankheiten; je nachdeme es die Cörper vermöge ihrer inneren Disposition zu diese oder jene Krankheit aufgelegt findet bleibt aber demohngeachtet immer das nehmliche.

Der schrankenloße Rothlauf besonders, will gar nicht aufhören. Das schlimmste dabey war: nicht eher dazu geruffen zu werden, als bis nicht alles schon in vollen Flammen gestanden. Selten konte einen Kranken eher sehen, als bis nicht auch hier schon alle alter Weiber Ratschläge versucht und auf die Probe genommen worden: Man legte geprägeltes Mehl auf: besondere Karuter-Säkkel: heiße Camin-Aschen: Campfer-Brandwein: Bleyweiß mit Campfer auf blaues Zuker-Papier gestrichen: Man ließ sich von gewissen Vögeln anscheuen: man schlug mit Stahl und Kiesel-Steinen Feuer-Funken auf die entzundenen Theile: und wer könte alle die Thorheiten herstreichen, die dieser Zeit hier vorgingen? Verschiedenes Rauchern brachte man da an: bald von spanisch Siegel-Lacc: bald von Bilßen-Kraut: bald von Sodenbaum:  und was geschah? Die ohnehin sehr flüchtige Rothlauf-Entzündung trat auf die inneren Teile zurük, und machte gräßliche Ubel: unter vielen andern, derer hier zu erwehnen wäre, sahe Hirn-Haute-Entzündungen, Tobsuchten, Lähmungen.

Ich beshäftigte mich sehr nachdrüklich damit, das unwissende Volk, mit guter Art zu belehren: Ein Rothlauf bedürfe mehr innerer, als außerlicher Heyl-Art: außerliche Mittel wären entweder unnüz, oder gar schädlich. Doch wie solten alle dergleichen Vorurtheile mit einmahl ausgewurzelt werden können?

Noch andere unzehlige Arten von Gallen-Flüssen, kamen der Zeit zum Vorschein obwohlen selbige nicht denjenigen Grad des Fiebers mit sich führten, den obengedachter Rothlauf.

Viele wurden mit Hals-Schmerzen geplagt: andere mit anhaltenden wüttenden Zähn-Schmerzen: einige mit stechenden oder gellenden Ohren-Wehe: und noch viele andere wurden mit hartnäkigten Augen-Schmerzen befallen: alle diese Ubel qwollen aus der unreinen Urqwelle herfür: aus unreinen Magen und Gedärmen.

Doch schien, diesen Monath keine Krankheit mehr tödtlich Gewalt zu haben, als jene, die man gemeiniglich den Dampf /: Asthma :/ nennet. Sie riß so gar etliche ältere Persohnen schnell unvermuthet, und nacheinander, von unserer Seiten weg. - So viel ich von der Grund-Ursache, dieses der Zeit sehr gemeinen Ubels erfahren konte: so wars immer, entweder ein blos verlarwtes, von Unreinigkaiten derer ersten Wege herrührendes, vernachläßigtes Sommer-Fieber; oder aber hat sich selbiges zu ein altes Brust-Ubel darzu geschlagen, und eben ersteres ungemein sehr verschlimmert. Meine Art war jenen, die sich in dieser Unpäßlichkeit mir allein an Vertraueten, Brech-Weinstein in Wasser aufgelößet, mit Meer-Zwiefel Safft versezt zu geben: und nun sey es, daß entweder durch Erbrechen oder Abführen, die ersten Wege wohl gereiniget wurden; so hatte doch das Vergnügen zu sehen: daß von Stund an, der gewöhnliche paraxysmus entweder gang ausblieb, oder ungemein weniger wurde. Den Rükfall zu verhüten, verordnete China-Rinde.

Man erinnere sich dessen, was ich schon oben gemeldet: das galligte Sommer-Fieber habe sich auch mit anderen langwierigen Unpäßlichkeiten, zum geschwinderen Verderben des Kranken verbunden und vergesellschafftet. Ich könte von derley Fällen mehrere Exempel anführen, doch will nur folgende anmerken, die mir eben unter diesen lezteren Monath vorgestossen:

Nerwen-Krankheiten, die man sonst von dem unordentlichen Einfluß derer Lebens-Geister herzuleiten pflegt, haben gemeiniglich so was anzügliches, und so was gemeinschaftliches, mit jenen Unreinigkeiten in ersten Wegen: daß ich fast glaube, diese Ursach davon, wäre die erste, die gewöhnlichste, die öfterste. Nerwen sind dem menschlichen Cörper als aufmerksame und getreue Hauß-Hütter zugegeben worden: Regen sich diese, so muß ein Feind da seyn, der selbige Beunruhigkeit, der selbige zum Allarm aufbringt. Ich wenigstens kante durch die ganze Zeit keine andere Nerwen-beruhigende Mittel, bey so genandten Mutter-Beschwerden, bey Hypochondrie, und anderen Krampf-artigen Zufällen, als jene, die den so verstekten, als gefährlichen Feind, als dem Leibe heraushoben.

Krankheiten, die man sonst einem Verrukten Gehirn, oder Verstande, beyzumessen gewohnt ist, wo haben die mehrer mahlen ihren Sitz, als in jenen, mit vielen Unrath angefüllten, ersten Wegen? Dies könte nicht mit einem, mit mehreren Beyspielen, darzeigen, die ich mir, zum glüklichen Beweiß, blos diesen Monath vorgemerket.

Die wahre Lungensucht selbst, komt nicht so haufig vor, als man gemeiniglich glaubet. Es giebt Brust-Ubel, und andere auszehrende, schleichende Krankheiten, deren Grund-Ursach man oft verkennet, und doch nur in ersten Wegen verborgen lieget. Auch habe heuer in mehreren Fällen wahrgenommen, daß sich auch mit einer wahren Lungensucht, ein galligtes Sommer-Fieber vergesellschafften, und ersteres Ubel, ungemein stark zum geschwinderen Untergang des Kranken, vergrößeren könne.

Nieren- und Urin-Blaßern-Krankheiten, von Sand oder Stein herrührend, nehmen hauptsächlich von schlechter Verdauung derer Speisen, und übler Beschaffenheit derer ersten Wege, ihren ersten Ursprung: selbiger werden aber auch, da sie einmahl schon da sind, durch eben nehmliche Fehler genähret und unterhalten. Die heftigste Paroxysmos davon, mit welchen einige, dieser Zeit, befallen wurden, hatte mit ausleerenden Mitteln bald gelindert.

Veraltete Guhten, veraltete Geschwüre, eingewurzelte venerische Ubel, Scopheln, etc: etc: alles wurde ärger, wo ich dies jezt epidemische Wesen mit beymischt. Ich habe ein, nach 12 Jahren jezt wider gekommenes, und nun schon durch 3 Wochen anhaltendes, auf keine /: durchandere verordnete :/ so genannte Specifica, nicht nachgeben wollendes, jämmerliches Hüftwehe, mit einem einzigen Brech-Mittel, und einer Dosi bitter Salzes sogleich geheylet.

Monath December

gab uns zwar durch die esrten Täge eine etwas kältere, wehender Nordwinde wegen, frischere, und reinere Luft doch aber fiel den 5ten plözlich ein hefftiger Sturm-Wind von Mittag ein: der Himmel trübte sich, und fing neuerdings an zu weinen: alles traurete bis gegen den 20sten zu: dann scheinte nach vielen trüben und mißlichen Wetter, auch endlich wider die Sonne.

Noch will das böße galligte Sommer-Fieber nicht nachgeben: Wind und Wetter halten ihm zu sehr die Stangen.

|: Unter dem weiblichen Geschlechte ereignete sich bey vielen, diesen Monath durch, ein außerordentlicher hefftiger Mutter-Blutsturz. Eine mäßige Aderlässe am Arme: kühles Verhalten im Bette und Zimmer, im Essen und trinken: Ruhe des Cörpers und des Gemüths, waren zwar gute Anstalten, noch aber nicht hinlänglich: vorzüglich außerte hier die Brach-Wurzel /: Ipecaehuana :/ die beßten und nüzlichsten Dienste. :|

Die Kinds-Betterinnen selbst, wurden alle, der Zeit, ins galligte Sommer-Fieber mit verwikkelt. Es überfielen dieselben hefftige Leib-Schmerzen: andere wider Bellemmungen, Bangigkeiten, Beängstigungen: Magen Qwetschen Brech-Mittel halfen, und ich sahe mit Verwunderung, von einer der kränkesten, fünf große, lebendige Würmer, in einer Menge galligten Schlammes herausgebrochen.

Blut-Brechen war unter andern Fällen, die mir hier vorkamen, auch mit begriffen. Es stürzte bey etwelchen Weibern, das im Magen liegende, lange vorher ausgetretene, beronnene, um schon halb faule Geblut, in großer Menge, rauchend heraus. Ich gab Brech-Wurzel: und da kam mit dem ersteren erbrechen eine noch grössere Quantité gedachten beronnenen Blutes zum Vorschein. Das folgende Erbrechen zeigte nichts mehr davon, wohl aber eine staunende und ganz unglaubliche Menge einer versaureten Zähne Stumpf machenden, Sulzen-ähnlichen Materie in selbiger herumwimmelten.

Faule Fieber fingen auch an, schon den vorigen Monath sich hin und wider zu zeigen: in einem und dem andern Fall waren auch Petechen mit verspühren meine Heyl-Art aber, blieb immer des wegen die nehmliche.

Die minderjährigen hingegen wurden mit Schaaf-Pokken /: variolae spuriae :/ befallen: zum neuen Beweiß, daß auch diese Kinder-Krankheit ein Dekk-Mantel jener Verwüßtungen seyn könne, die das nicht erkandte, oder mit weniger Aufmerksamkeit beobachtete galligte Sommer-Fieber, anzustellen vermögend ist.

|: Von irgend einer Vieh-Seuche war dies Jahr /: Gott sey Dank :/ bey uns gar nichts zu hören. :|

So viel aus Amts- und Eydes-Pflicht über die mir anvertraute Gesundheits Sache dieser Stadt: fürs jüngst verflossene 1784te Jahr! Ich hätte alles dieses viel eher ausgefertiget, wenn nicht, schon in diesem jezt laufenden Jahre, eine neue Kranken-Menge, mich daran immer verhindert hätte.

Freylich wäre noch sehr viel sagen: besonders aber käme jene wichtige Frage zu erörtern: warum so viele Kinder sterben: immer mehrere, als Erwachsene? Doch hierüber will künfftig, /: wills Gott :/ mit mehreren Auskunfft geben. Jezt bleibt mir nichts mehr übrig, als daß ich mich, auch der noch ferneren Wohlgewogenheit eines hießigen Löbl[ichen] Magistrats bestens anempfehlt.

Signatum Käyßmark den 23 Marty 1785.

J[ohann] Jacob Engel MedDr:

dieser königl[ichen] fr[eyen] Stadt

ordentlicher Physicus

mp

  1. Johann Jacob Engel (1717(1793), lőcsei evangélikus gyógyszerész családból származó orvosdoktor. Orvosi tanulmányait 1772-től Bécsben kezdte meg, majd a nagyszombati egyetemen orvosi fakultásán 1773-ban licenciátust szerzett. Orvosdoktori oklevelet azonban csak 1782-ben a budai egyetemen kapott, miután II. József engedélyezte a nem katolikusok számára is a doktori fokozat megszerzését. 1773 és 1785 között előbb Késmárk város főorvosaként, majd 1786-től halálig Szeped vármegye főorvosaként működött.
  2. Késmárk, német nevén Käsmark, Käsemarkt, szlovákul Kežmarok, város Szepes vármegyében, ma Szlovákiához tartozik.